Pfropfung als Medien- und Kulturtechnik

Der Begriff des ›Kommentars‹ versammelt ein breites Spektrum (para-)textueller Praktiken: vom Selbstkommentar, über Lesespuren in Marginalien bis hin zum textkritischen Kommentar und dem Kommentar in Form von Referenzen und Zitaten. Im Workshop »Kommentar als Paratext« wollen wir mit Prof. Dr. Uwe Wirth (Universität Gießen) die Geschichte, Praxis und Funktion des Kommentierens auf Basis von Forschungsliteratur und Beispielen aus Literatur-, Medien- und Kunstwissenschaft diskutieren und dabei beispielsweise folgende Fragen stellen: Sind alle Kommentare paratextuell, und können umgekehrt alle Paratexte eine Kommentarfunktion erfüllen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Kommentierung und Kanonisierung? Gibt es nicht-sprachliche Formen des Kommentars? Weiterhin wäre nach dem Supplement-Charakter von Kommentaren, nach der Autorschaft des Kommentars und nach vergegenwärtigendem Kommentieren zu fragen.

Der Workshop findet in loser Bezugnahme auf Uwe Wirths Vortrag »Pfropfung als Medien-Kultur-Technik« im Bonner literatur- und kulturwissenschaftlichen Kolloquium am Vorabend statt und wird vom DFG-Graduiertenkolleg 2291 Gegenwart/Literatur organisiert.

Textgrundlage:

Giuriato, Davide (2008): »Prolegomena zur Marginalie«. In: Sandro Zanetti, Martin Stingelin & Davide Giuriato (Hrsg.): Schreiben heißt: sich selber lesen. Paderborn: Fink, S. 175–198

Gumbrecht, Hans Ulrich (2003): Die Macht der Philologie. Übers. von Joachim Schulte. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. (Kap. 4. ›Das Schreiben von Kommentaren‹)

Stoichita, Victor (1998): Das selbstbewusste Bild. Vom Ursprung der Metamalerei. Übers. von  Heinz Jatho. München: Fink. (Auszüge)