Julia Mierbach

ehem. Doktorandin

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Julia Mierbach


Projekt

Die Reihe. Zur Theoriegeschichte einer Denkfigur in der Moderne (ca. 1750-1920)

Betreuer*innen

Prof. Dr. Ingo Stöckmann
Prof. Dr. Bettina Schlüter
Prof. Dr. Rüdiger Campe

Das Dissertationsvorhaben zielt auf das Desiderat einer umfassenden Geschichte von Reihen- und Serienfiguren von der Spätaufklärung bis in die Moderne. Zwar werden die besonderen Darstellungsleistungen und die theoriegeschichtliche Progressivität von seriellen Figuren vielerorts diskutiert, überraschenderweise fehlt aber bislang eine zusammenhängende Rekonstruktion des Phänomens, das sich – so die Hypothese – im Übergangsbereich zwischen Ästhetik, Psychologie und Kulturwissenschaft formiert.

Während Reihenfiguren in der frühen Neuzeit noch im Spannungsfeld von Evidenz, Ästhetik, Pädagogik, Kosmologie und Physik / Geometrie (Baumgarten, Sulzer, Leibniz, Newton, Herder u.w.) um Fragen nach ästhetisch-physikalischer Kraft, sich übender Praxis, Anschauungsform und nach evidenzerzeugenden Verfahrensweisen kreisen, werden sie bereits um 1800 zum Verbündeten eines dynamischen Formbegriffs in morphologischen (Goethe) und formtheoretischen (Herbart) Schriften des 19. Jahrhunderts. Unter dem Druck vielfältiger Reminiszenzen an die frühneuzeitlichen Traditionsbestände der Evidenz erleben Reihenfiguren schließlich im 19. Jahrhundert eine zweite Konjunktur, in der sie über verschiedene Vermittlungswege – über die Formtraditionen der formalen Ästhetik Johann Friedrich Herbarts, die Goetherezeption und den Neukantianismus – die Begründung der Kulturwissenschaften (Lazarus/Steinthal), Kunstwissenschaften (Hildebrand, Riegl, Fiedler, Cassirer u.w.) und Literaturwissenschaften (tschechischer und russischer Formalismus, André Jolles, Konstanzer Rezeptionstheorie) begleiten.

Das Ziel der Arbeit ist insofern einerseits die Offenlegung der theorie- und diskursgeschichtlichen Dynamiken und Dimensionen einer verhältnismäßig alten, aber gleichzeitig bis heute in kunst- und kulturtheoretischen Reflexionen wirksamen Denkfigur. Anderseits sieht sich die Studie als eine Vorarbeit für weiterführende Forschungen, so. u.a. für eine ausstehende Verhältnisbestimmung von seriellem Erzählen und seriellen Denkfiguren.


Profil

  • 01–05/2019
    Visiting Assistant in Research, Yale University (New Haven, USA)
  • seit 10/2017
    Assoziierte Doktorandin im DFG-Graduiertenkolleg 2291 "Gegenwart/Literatur'' der Universität Bonn
  • seit 2016
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Ingo Stöckmann, Universität Bonn
  • 2013–2016
    Masterstudium Germanistik, Universität Bonn und Karls-Universität Prag 
  • 2009–2013
    Grundständiges Studium der Literatur- und Kulturwissenschaften, Soziologie und Politikwissenschaft, Universität Bonn
  • "'Daß die Erkenntnis des Serienprinzips gegenwärtig 'in der Luft liegt‘': Zur Montage serieller Figuren in Paul Kammerers 'Das Gesetz der Serie' (1919)", Vortrag auf dem interdisziplinären Workshop Sammlung und Reihenbildung als Wissensform. Philosophische, kultur- und literaturwissenschaftliche Perspektiven, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, digital, 21.05.2021

  • "Psychologische Gegenwart, ästhetische Gegenwart. Raum, Zeit und Wirkung in Moses Mendelssohns 'Psychologischen Betrachtungen'", Vortrag im Rahmen der Tagung Transformation, Referenz, Präsenz. Zum Wandel des Gegenwartskonzepts zwischen 1750 und 1800“, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, digital, 18.02.2021

  • "Reihe/Series in Goethe", Vortrag beim Cambridge Workshop des Goethe-Lexicon of Philosophical Concepts, digital, 11.07.2020

  • "Von der Übung zur Praxis. Zur Genese eines modernen Konzepts von Übung bei Baumgarten und Herbart", Vortrag im Rahmen der Summer School Aesthetic Possibilities: Literatur, Rhetoric, Philosophy" zum Thema "Praxis, Übung, Formung an der University of California, Berkeley, 20.08.2019

  • "Die infinitesimale Reihe als Erbin der Kette der Wesen", Vortrag im Rahmen der Tagung Die natürliche Ordnung: Konflikte, Brüche, Kontinuitäten im Naturverständnis von 1600 bis 1900 am Zentrum für Wissenschaftsgeschichte, Graz, 13.06.2019

  • "Die Biozönose. Zur poetischen Ökonomie von Nachbarschaft um 1900", Vortrag im Rahmen der Tagung Weltanschauung und Textproduktion. Formgebung – Narrative – Verbreitung, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 02.02.2018

  • "Die Figur der Anschauung bei Johann Friedrich Herbart", Vortrag im Rahmen des internationalen DAAD-Workshops Prag-Bonn am 19./20.05.2017 an der Karls-Universität Prag, 19.05.2017

  • "Goethe und die moderne Mathematik. Zur ästhetischen Dimension mathematischen Wissens um 1800", Vortrag im Rahmen des 7. Jahrgangs der Nachwuchstagung PRAGESTT an der Karls-Universität Prag, 25.03.2017

  • "E.G. Kolbenheyer. Zu einem Diskurszusammenhang von literarischer Moderne und Heimatkunstbewegung in Böhmen" Vortrag im Rahmen des 6. Jahrgangs der Nachwuchstagung PRAGESTT an der Karls-Universität Prag, 19.03.2016

  • SoSe 2021
    "Einführung in die Literaturwissenschaft am Beispiel der Nachkriegsliteratur 1945–1968" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • WiSe 2020
    "Das Ende des Romans. Robert Musils 'Der Mann ohne Eigenschaften'" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • WiSe 2019/20
    "Verfahren, Übung, Technik, Zur Geschichte der Praxis in Theorie und Literatur" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • WiSe 2019/20
    "Figur, Mensch, Person. Geschichte(n) der persona in Literatur und Theorie" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • SoSe 2018
    "Metapherntheorie" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • SoSe 2018
    "Literatur und Krieg. Eine Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • WiSe 2017/18
    "Spiralen des Verstehens. Die Grundlagen der Hermeneutik von Schleiermacher bis Ricoeur" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • SoSe 2017
    "Prager deutsche Literatur" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität BonnBonn
  • WiSe 2016/17
    "Einführung in die Literaturwissenschaft am Beispiel der Nachkriegsliteratur 1945–1968" – Seminar, Institut für Germanistik, vgl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
  • Wissens- und Theoriegeschichte
  • Ästhetik
  • Deutsche Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Österreichische Literatur

Publikationen

Aufsätze

[in Vorbereitung]: "Gewohnheit und Übung regieren eigenmächtig in unseren Herzen [...]". Zur Theorie des Übens zwischen Philosophie und Kunsttheorie des 18. Jahrhunderts

[in Vorbereitung]: Art. "Reihe"

in: Goethe Lexicon of Philosophical Concepts.

2021: Die Materialität des „Musterthiers". Karl August Möbius' andere Begründung der Ökologie und ihrer Ästhetik

in: Jana Schuster, Alexander Kling (Hrsg.): Zeiten der Materie. Verflechtungen temporaler Existenzweisen in Wissenschaft und Literatur (1770-1930), Hannover: Wehrhahn 2021, S. 283–309.

2021: „Aber sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte." Die Ambivalenz populärer Semantiken des Weltkriegs in Heimito von Doderers Heimkehrerroman Ein Umweg

Erscheint 2021 in Schriften der Heimito von Doderer-Gesellschaft 11.

2020: Die Biozönose (Lebensgemeinschaft). Zur Anschaulichkeit lebenswissenschaftlicher Theoriebildung um 1900

in: Anna S. Brasch, Christian Meierhofer (Hrsg.): Weltanschauung und Textproduktion. Beiträge zu einem Verhältnis der Moderne, Berlin: Peter Lang 2020, S. 93–124.

2018: Die Reihe. Zur mathematischen Poetik einer Denkfigur um 1800 (Goethe, Schelling, Herbart, Novalis)

in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 92/3 (2018), S. 377–427.

2016: Die Herbartianische Ästhetik als wissensgeschichtliches Paradigma. Eine Stichprobe am Beispiel von Robert Zimmermanns „Allgemeine Ästhetik als Formwissenschaft" und Adalbert Stifters „Der Nachsommer"

in: Anwesenheitsnotiz 7 (2016), S. 23–46.

2015: Alternative Gemeinschaftsentwürfe vor dem Hintergrund des tschechisch-deutschen Nationalitätenkonflikts bei Gustav Meyrink und Erwin Guido Kolbenheyer

in: Brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei 23/1-2 (2015), S. 257–286.

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