Leandra Ossege

Seit den 1990er/2000er-Jahren werden Literaturfestivals von Feuilleton und Literaturwissenschaft gern als Stätten des kommerzialisierten, oberflächlichen Literaturkonsums stigmatisiert. Die Festivals selbst inszenieren sich hingegen immer öfter als Orte, an denen durch und mit Literatur kritischer Diskurs und Austausch über aktuelle Themen stattfinden.

Mein Projekt untersucht das Phänomen Literaturfestival aus historischer und praxeologischer Perspektive. Ich gehe dabei zum einen der Frage nach, wann sich Literaturfestivals im deutschsprachigen Raum etabliert haben und welche Veranstaltungsformate als ihre Vorläufer betrachtet werden können. Zum anderen untersuche ich, welche Praktiken gegenwärtig den literarischen Festivalbetrieb prägen und welche Rolle die Festivals im Literaturbetrieb insgesamt einnehmen.

Dabei soll ein besonderes Augenmerk darauf liegen, ob und inwiefern Texte mit expliziten Gegenwartsreferenzen bei der Kuratierung von Literaturfestivals bevorzugt werden und ob sich vergleichbare Tendenzen bereits bei früheren Formaten von Literaturveranstaltungen feststellen lassen.