Opake Medien

Veranstaltungsreihe

Eine Hand ragt über den gemalten Bildrahmen hinaus, eine Fotografie bricht mit den an sie gestellten Erwartungen einer naturgetreuen Mimesis, eine musikalische Note wird verzerrt und fügt sich nicht mehr transparent in die Komposition ein, die Verfahren eines Textes werden im Text selbst reflektiert und kommentiert – wenn das Medium in seiner Materialität erfahrbar wird, kann es als opak bezeichnet werden. Opazität kann demzufolge als eine durch Störung generierte Präsenz des Mediums verstanden werden. Von dieser minimalen Definition ausgehend, kann eine intermediale und interdisziplinäre Möglichkeit zum Dialog geschaffen werden.

Der Begriff der ‚Opazität’ kursiert dabei in einem Begriffsumfeld, welches je nach Medium
unterschiedlich aufgespannt wird. Das opake Fotografische wird etwa mit Unschärfe, Rauschen,
Körnung, Verzerrung konnotiert, wobei diese Begriffe auch in anderen Medien zum Tragen
kommen (Vgl. Kunze und Hoffmann). Körnung kann auch in der Lyrik beobachtet werden, Verzerrung und Rauschen sind schon genuin eher klangliche Phänomene. Sowohl in der Musikforschung als auch in den Game Studies spielt die Analyse von vermeintlichen technischen Fehlern wie Glitches eine zunehmend stärkere Rolle (Vgl. Gfeller/Jarczyk/Phillips). Der Workshop geht von der These aus, dass diese Verfahren, in denen der Fokus auf die Materialität des Mediums gelenkt wird, eher als produktive Störung denn als verzichtbarer Fehler bezeichnet werden sollten und somit eine eigene künstlerische Ausdrucksform darstellen, für die systematisch und medienübergreifend Vokabular gefunden werden kann.

Der Workshop wie auch der folgende Sammelband sollen diese Arbeit an Begriffssystemen ebenso wie den Fokus auf Mensch-Medien-Beziehungen, Erwartungen und Voraussetzungen bestimmter medialer Verfahren in möglichst vielen Kontexten skizzieren und somit eine Grundlage für einen Austausch über disziplinäre Grenzen schaffen. Während im Rahmen des Workshops konkrete Fallbeispiele – im Sammelband dann jeweils mit einer Einführung in die medialen Forschungskontexte ergänzt – diskutiert werden, soll der theoretische Unterbau durch einen Abendvortrag zu den bereits bestehenden Opazitätskonzepten geleistet werden. Somit liegt der Fokus insgesamt nicht auf ontologischen Versuchen über die medial-kulturellen Spezifika hinweg, sondern vielmehr auf der Explorierung der Verfahrensweisen anhand der diversen Untersuchungsobjekte.

Infobox

Referenzen

Kunze, F.: Opake Fotografien. Das Sichtbarmachen fotografischer Materialität als künstlerische Strategie, Berlin 2019.

Hoffmann, K.: „Unschärfe. Zur Polyvalenz eines ikonografischen Prinzips“, in: A. R. Becker (Hg.): Medien – Diskurse – Deutungen, Marburg 2007, S. 286–293.

Gfeller, J./ Jarczyk, A./ Phillips, J. (Hg.): Kompendium der Bildstörungen beim analogen Video, Zürich 2012.

Veranstaltungen im Rahmen der Reihe

Mittwoch, 27. April 2022: 18 Uhr c.t.
Hauptgebäude, Hörsaal VII und via ZOOM

Donnerstag, 21. Juli 2022: 10-15 Uhr
Genscherallee 3, Raum 0.008/9

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